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Brösel Dieses Dokument ist zu schwach!

Das Dokument Fragment:Die Geschichte der Schlittenhunde ist definitiv ungenügend und muss dringend überarbeitet werden. Vielleicht ist es auch schlicht unfertig und harrt seiner Vollendung. Sollte sich in absehbarer Zeit an dem Zustand nichts ändern, so wird diese Schrift den reinigen Flammen des Ofenfeuers übergeben. Grund: Sehr schöner Anfang, aber unfertig.

Schon immer war das Leben auf Fiskland besonders hart. Gar nicht zu vergleichen mit, zum Beispiel, dem bisschen Landwirtschaft, welches im üppig grünen Aztekenreich praktiziert wird. Und schon gar nicht zu vergleichen mit dem faulen Import, welchen die Verduner Bürger betreiben! Nein, die Fiskländer erarbeiten sich ihr Fischsuppe noch im Schweiße ihres Angesichts, sofern sie bei den Temperaturen überhaupt ins Schwitzen kommen. Sie Arbeiten mit vollem Einsatz und bis hinein ins hohe Alter. Auch ohne sich je bessere Lebensumstände erhoffen zu dürfen.
Das war schon immer so. Seit die Menschen auf Fiskland sich zurückerinnern können. Und da ist es auch kein Wunder, dass besonders die jugendlichen Fiskländer oft gefrustet sind, über vereiste Pickel und den Mangel an Perspektiven. Sie verlassen oft das Land, nur um einige Jahre später zurückzukehren, reich an Erkenntnis und glücklich darüber, zurückgekommen zu sein und hier wenigstens immer etwas zu Essen und ein warmes Fell vorzufinden. Keine Selbstverständlichkeit in anderen Teilen der Welt, die oft schreckliche Gefahren und Nöte für junge, weltfremde Fiskländer bereithalten. Sie kehren also zurück und sind glücklich und zufrieden mit dem, was sie haben.

Ähnlich erging es auch einem jungen Fiskländer mit dem Namen Thorben Borjkesund. Thorben stammte aus einem winzigen Dorf, weit weg von der Hauptstadt und so klein, dass vermutlich nicht einmal die Regierung wusste, das es existierte. Es zählte gerade einmal 46 Einwohner.
Man schrieb das Jahr 1524, die Zeit der großen Depression. Das Eis war besonders dick diesen Winter und alle waren nur schlecht gelaunt. Thorben war eigentlich ein lebensfroher Mensch, aber auch er war gegen die schlechten Launen der Anderen nicht immun und so verkroch er sich immer mehr in seinem Zelt, sehr zum weiteren Verdruss der anderen Fiskdudes. Es wurde immer schlimmer und schlimmer, doch eines Tages tauchte plötzlich ein Händler vor dem winzigen Dorf auf. Er hatte sich verlaufen und wollte einen Führer, der ihn zurück zur Hauptstadt brächte und da Thorben das Dorf eh um jeden Preis verlassen wollte, bot er sich ihm an. Der Junge, gerade siebzehn Jahre alt, brauchte nicht einmal eine halbe Stunde um alle seine Sachen zu packen und schon zogen sie los. Er kannte den Weg von früheren Besuchen, aber die Reise war trotzdem beschwerlich und dauerte sehr lange. So hatten der Händler und Thorben eine menge Zeit. Sie begannen zu erzählen.

Der Händler, ein alter Mann, erzählte dem Jungen eine Menge wundersamer Dinge. Sachen, von denen er noch nie zuvor etwas gehört hatte. Bäume zum Beispiel. Der Händler sagte, Bäume seien Lebewesen, so wie Fische, oder Menschen, aber sie würden nur still stehen und atmen. Und immer Sommer würden sie grün und im Winter gelb, aber sie würden sich nicht bewegen. Für Thorben war schon das sehr schwer zu verstehen. Was ein "Sommer" war, wusste er bald, aber unter Bäumen konnte er sich auch nach Tagen des Fragenstellens noch immer nichts vorstellen. Er sagte:"Wenn sie nur still stehen und nichts tun, wie können Bäume dann leben? Wer sich nicht bewegt, der stirbt! Bäume müssen also aus Stein sein.". Der alte Mann fand diese Ansicht sehr amüsant, obwohl er ihn nicht vom Gegenteil überzeugen konnte und so schloss er Freundschaft mit dem Jungen, der seine Heimat verlassen hatte.
Viele Tage später trafen sie dann in der Hauptstadt ein. Beide sehr betrübt, über den nahen Abschied. Der alte Händler, für den Thorben in der Zwischenzeit zu einem Sohn geworden war, vergoss sogar ein paar Tränen. Und als dann die Trennung immer näher rückte, fasste er den Entschluss, Thorben mit sich zu nehmen und ihm die Welt zu zeigen.

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