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Prozess6
Bobbyblick

Robert Kennedy konzentriert sich

Sechster Tag im Dreierbande Prozess

An diesem Tag war die Vernehmung des Hauptangeklagten, Jed Bush, angesagt. Am frühen Morgen hatte es eine massive Demonstration von Sympathisanten des ehemaligen Bürgermeisters von Christchurch gegeben. Es kam vereinzelt zu Ausschreitungen, als Gegendemonstranten auf die Bush-Unterstüzer traffen. Die Polizei nahm insgesamt 18 Personen vorläufig fest.

Richter Spencer Gabriel machte gleich zu Beginn der Verhandlung klar, dass er den Saal sofort räumen lassen werde, sollte es auch nur zu den geringfügigsten Störungen seitens des Publikums kommen. Dann liess er Jed Bush auf dem Zeugenstuhl Platz nehmen.

Die Vernehmung des Hauptangeklagten[]

Jed Bush sass mit versteinerter Mine da, als Staatsanwalt Robert F. Kennedy auf ihn zuging.

Robert F. Kennedy: Mister Bush, ich komme ganz schnell auf den Punkt: Wie lange waren Sie Bürgermeister von Christchurch und wieviele Todesurteile haben Sie in dieser Zeit unterschrieben oder gar selber befohlen?

Jed Bush: Bürgermeister war ich 15 Jahre lang. Was die Todesurteile betrifft: Keine Ahnung. Dazu müsste ich meine Unterlagen durchsehen.

Robert F. Kennedy: Sie wissen nicht mehr, wieviele Menschen Sie auf dem Gewissen haben?

Jed Bush: Was hat das mit meinem Gewissen zu tun? Diese rechtmässig gefällten Urteile belasten mein Gewissen nicht.

Robert F. Kennedy: Sie würden also auch die Urteile gegen die Gruppe um Gary Childerwood als rechtmässig bezeichnen?

Jed Bush: Natürlich!

Robert F. Kennedy: Menschen, die nur HUNGER hatten!!

Jed Bush: Sagen Sie mal, was wollen Sie eigentlich von mir hören? Wir reden hier von asozialem Abschaum, der den öffentlichen Frieden gefährdet hat. Unsere Gesetze sind - waren - diesbezüglich klar und eindeutig. Jeder kannte sie. Diese Leute hatten sich entschieden, sie zu übertreten, im Wissen, was die Konsequenzen sein würden. Gibt es im Kennedy Reich keine Gesetze? Also blasen Sie sich mal nicht so auf.

Richter Spencer Gabriel: Angeklagter! Etwas mehr Respekt vor diesem Gericht würde Ihnen gut zu Gesichte stehen.

Jed Bush: Was denn für ein Gericht? Ein Schmierentheater ist das, nichts anderes. Eine inszenierte Show der Sieger zur Unterhaltung des blöden Pöbels.

Richter Spencer Gabriel: 100 Gulden Ordungstrafe für Sie, Mister Bush. Sie werden derlei Äusserungen unterlassen, ist das klar?!

Jed Bush: Ich habe nur meine Meinung gesagt! Ich dachte, die feie Meinungsäusserung sei ein ach so hohes Gut in Amerikanien.

Robert F. Kennedy: Ist sie auch. Oder haben Sie gerade erlebt, dass man Sie für diese Beleidigung zum Tode verurteilt hat? In Dixieland und speziell in Christchurch vor der Eroberung sass man schon für weitaus weniger in der Todeszelle.

Jed Bush: Das Recht in der Dixie-Confederation ist stets fair und gerecht gewesen. Christchurch gehörte zu den Städten mit der niedringsten Kriminalitätsrate. Unsere Gesetze waren gut. Was zum Teufel geht Sie das eigentlich überhaupt alles an? Ihr Bruder hat mit seinem brutalen Angriffskrieg die Stadt erobert und ist auf dem besten Weg, daraus ein zweites Sodom zu machen. Ein Hort der Sünde und der Dekadenz. Schlimm genug, aber soll jetzt auch irgendwie noch die Vergangenheit ungeschehen gemacht werden? Oder wie muss man diesen Scheiss hier eigentlich verstehen?

Richter Spencer Gabriel: 3 Tage Ordnungshaft wegen wiederholter Missachtung de Gerichtes.

Robert F. Kennedy: Ich komme mal auf meine Ausgangsfrage zurück: Wieviele Todesurteile haben Sie in 15 jahren Amtszeit unterschrieben oder veranlasst?

Jed Bush: ICH WEISS ES NICHT, ZUM TEUFEL!

Robert F. Kennedy: Aber ICH weiss es, Sie widerwärtiger Kretin!

Richter Spencer Gabriel: Mister Kennedy...

Robert F. Kennedy: Ich entschuldige mich Euer Ehren. Es waren exakt Eintausendzweihundertfünfzehn! das macht im Schnitt 81 Hinrichtungen pro Jahr. 941 waren übrigens Tod durch Erhängen, 141 Urteile für den Scheiterhaufen und der Rest waren Enthauptungen. Hatten Sie eigentlich keinen elektrischen Stuhl?

Jed Bush: Nein, ich war stets für Energiesparen.

*Betretenes Schweigen im Saal*

Jed Bush: ...ja was denn? Elektrischer Strom ist teuer! Dieses Gesocks zu entsorgen kostete den Steuerzahler schon genug! Es war meine Pflicht als Bürgermeister, kosteneffizient zu wirtschaften.

Robert F. Kennedy: Keine weitere Fragen.

Nun erhob sich der Verteidiger Elijah Carter. Man sah ihm die innere Anspannung an. Sein Kontrahent hatte es geschafft, den Angeklagten denkbar abstossend dastehen zu lassen und bei diesem Verhör einige Punkte zu sammeln. Carter war klar, dass er diese Pluspunkte nur schwer würde wettmachen können.

Elijah Carter: Mister Bush, erinnern Sie sich zufällig an einen Verurteilten Namens Jake Limbaugh?

Jed Bush: ja.

Elijah Carter: Jake Limbaugh wurde am 28. April 1791 gehängt. Was war sein Vergehen?

Jed Bush: Der Kerl hat eine Familie überfallen und ausgeraubt. Die Leute dabei mit einer Schrotflinte erschossen. Den Mann, die Frau und die drei Kinder. Das jüngste gerade mal 3 Monate alt.

Elijah Carter: Es ist also keineswegs so, dass Sie nur Dissdenten, Ketzer, Andersdenkende und Demonstranten hinrichten liessen, sondern auch brutale Gewaltverbrecher?

Jed Bush: Den ganzen Dreck eben.

Robert F. Kennedy: Sie vergleichen also Andersdenkende mit Gewaltverbrechern?

Richter Spencer Gabriel: Mister Kennedy, ich erinnere mich nicht, schon das Kreuzverhör eröffnet zu haben.

Elijah Carter: Schon gut, Euer Ehren, von mir aus können wir mit dem Kreuzverhör beginnen.

Elijah Carter begab sich zum Angeklagten und beugte sich zu ihm:

Elijah Carter: Können Sie sich nicht ein wenig zusammenreissen? Sie reden sich um Kopf und Kragen.

Robert F. Kennedy: Mister Bush: beantworten Sie meine Frage: Differenzieren Sie zwischen Mördern und Andersdenkenden?

Jed Bush: Aber ja. Ein Mörder wie Jake Limbaugh ist ein Subjekt, das wie ein Tier seine eigenen Bedürfnisse erfüllt. Ein "Andersenkender" wie Sie das euphemistisch bezeichnen, ist in Unruhestifter, ein Terrorist, der nicht weniger will als die Beseitigung der herrschenden Ordnung. Er stellt eine Gefahr für das ganze Land dar. Beide gehören beseitigt, aber Letzterer ist bedeutend gefährlicher als Ersterer. Er stellt eine Bedrohung für die nationale Sicherheit dar.

Eijah Carter: Wie alt sind die Gesetze gegen Menschen die versuchen, das System zu destabilisieren?

Jed Bush: Es gibt sie seit Bestehen der Dixie-Confederation. Also seit 84 Jahren.

Elijah Carter: Hatten Sie jemals Zweifel an der Rechtmässigkeit dieser Gesetze?

Jed Bush: Nein. warum auch?

Elijah Carter: Mister Bush, Sagt Ihnen der Anklagevorwurf "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" überhaupt etwas? wie würden Sie dieses Schlagwort definieren?

Jed Bush: Warum muss ich das jetzt definieren? Habe ICH mir diesen Scheiss ausgedacht? "Menschlichkeit" umfasst so nehme ich mal an, alles was den Menschen ausmacht. Also auch seine Sündhaftigkeit in der er ohne den Gnadenakt Gottes ohnehin verweilt. Verbrechen wider die Menschlichkeit wäre demnach auch die Abkehr von der Sünde, da sie zu einem wesentlichen Teil das Menschsein ausmacht. Und das wird hier angeklagt? Naja, bei einem kruden Heiden wie Kennedy wundert mich das ja nicht weiter.

Elijah Carter: Danke, Mister Bush. Keine weiteren Fragen.

Robert F. Kennedy: Ich habe auch keine Fragen mehr.

Richter Spencer Gabriel: Gerichtsdiener! Bringen Sie den Angeklagten zurück in seine Zelle. Die Verhandlung wird auf Morgen vertagt. Räumen Sie den Saal, die Sitzung ist aufgehoben.


Dreierbande2
DER DREIERBANDE PROZESS

Eröffnungsplädoyers * Zweiter Verhandlungstag * Dritter Verhandlungstag * Vierter Verhandlungstag * Fünfter Verhandlungstag *
Sechster Verhandlungstag * Siebter Verhandlungstag * Achter Verhandlungstag * Schlussplädoyers
* Das Urteil

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