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Prozess3

Der Dritte Tag im Dreierbande Prozess.

Im Vorfeld der Verhandlung kam es zu Tumulten, weil eine Wurstbude in der Nähe des Gerichtsgebäudes eine Sonderaktion "Drei arme gegrillte Würstchen" anbot, was der Inhaber als Forderung der Todestrafe mittels elektrischen Stuhles für die Angeklagten verstanden wissen wollte. Während viele Bürger diese kulinarische Meinungsäusserung durch Kauf der Würste unterstützten, errichteten Aktivisten der LLR ("Liga für relatives Recht - nieder mit dem juristischen Universalismus") einen Infostand und verteilten Flugblätter, in denen scharfe Kritik am Prozess und dem amerikanensischen Rechtsystem grundsätzlich geübt wurde. Die Polizei konnte nur mit Mühe eine handfeste Prügelei zwischen den Anhängern beider Stände verhindern.

Die Verhandlung begang um 10:00.

Der erste Zeuge der Verteidigung[]

Wie im amerikanensischen Gericht üblich, wechselten sich die Zeugen der Anklage und die der Verteidigung ab. Da am Vortag mit Walter Kuyrumi ein Zeuge von Staatsanwalt Robert Kennedy ausgesagt hatte, war heute die Verteidigung an der Reihe. Richter Spencer Gabriel wies Elijah Carter an, zu beginnen. Dieser liess einen Mann Namens Todd Whipper in den Saal bitten.


Elijah Carter: Mister Whipper: was sind Sie von Beruf?

Todd Whipper: Ich betreibe eine private Jobvermittlung. Sie suchen Personal - ich beschaffe es Ihnen.

Elijah Carter: Schön. Nun haben Sie diese Tätigkeit aber nicht immer ausgeübt. Was waren Sie vorher von Beruf? Genauer gesagt, bis zum 30. Juni 1799?

Todd Whipper: *lehnt sich mit einem süffisantem Lächeln zurück* Da war ich Sklavenhändler, Mister Carter. An- und Verkauf.

Elijah Carter: Lief Ihr Geschäft gut?

Todd Whipper: Aber ja.

Elijah carter: Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?

Todd Whipper: Ich habe das Geschäft von meinem Vater geerbt. Und der von seinem. Die Fine Slaves Inc. war seit vier Generationen im Besitz der Familie Whipper. Wir waren die beste Adresse für Sklaven in Christchurch. Unsere Kunden kamen sogar aus Dallas.

Robert F. Kennedy: Einspruch Euer Ehren! Mir ist völlig schleierhaft warum wir uns die nostalgischen Ergüsse dieses Subjektes anhören müssen. Was bezweckt die Verteidigung damit?

Elijah Carter: Euer Ehren - das ist doch wohl klar. Es geht um den Nachweis dass Sklaverei im alten Regime nun mal etwas ganz normales war, kulturell bedingt und eben nicht, wie die Anklage es darstellt, eine bewusste Verletzung der Menschlichkeit.

Richter Gabriel: Einspruch abgelehnt. Fahren Se fort, Mister Carter.

Elijah Carter: Danke, Euer Ehren. Mister Todd: Sind Ihnen während Ihrer Tätigkeit als Sklavenhändler je Zweifel an der moralischen Rechtmässigkeit Ihres Tuns gekommen?

Todd Whipper: Nein, wieso?

Elijah Carter: Und ihrem Vater?

Todd Whipper: Nein, natürlich nicht.

Elijah Carter: Ihrer Mutter? Ihrer Frau? Ist Ihnen vor der Eroberung der Stadt durch Kennedy überhaupt jemals irgendjemand begegnet, der die Sklaverei kritisiert hat?

Todd Whipper: Scheisse, nein! Solche Spinner gabs vorher nicht!

Richter Gabriel: Mister Whipper! Noch mal so eine verbale Ausfälligkeit und ich verhänge eine Ordnungstrafe.

Elijah Carter: Eine letzte Frage, Mister Whipper: Sie kennen die Angeklagten, nehme ich an. Hat einer von ihnen, beispelsweise Ex Bürgermeister Jed Bush Sie je dazu gezwungen, mit Sklaven zu handeln?

Todd Whipper: *Guckt Carter mit einem schriftlich definitiv nicht mehr kommunizierbaren Grad blöden Staunens an* Nein. Wie kommen Sie jetzt darauf?

Elijah Carter: Er hat sie also auch nicht dazu ermuntert, noch sonstwie dazu gedrängt?

Todd Whipper: Er hat ein paar mal bei mir eingekauft, sonst nichts.

Elijah carter: Danke, Mister Whipper. Ihr Zeuge, Kollege Kennedy!

Bobbymesh

Robert Kennedy nimmt Todd Whipper ins Verhör

Robert F. Kennedy hatte schon seit einiger Zeit seinen berüchtigten Terrier-Blick afgesetzt. Entschlossen marschierte er zum Zeugenstand.

Robert F. Kennedy: Ok, Sie widerwärtige Existenz. Es mag niemanden gegeben haben, der...

Richter Gabriel: Mister Kennedy!!! Also bitte! Ihr Temperament in allen Ehren, aber...

Robert F. Kennedy: Ich bitte um Verzeihung Euer Ehren! Mister Whipper: Es hat also niemanden in Ihrem Umfeld gegeben, der die Sklaverei in Frage gestellt hat. Gab es denn Leute, die sie ausdrücklich gut fanden?

Todd Whipper: Jeder fand sie gut.

Robert F. Kennedy: Anders gefragt: Gab es Leute, die sie besser fanden als andere?!!

Todd Whipper: Was meinen Sie denn damit? VERDAMMT, in welchem Irrenhaus sitze ich eigentlich?!! Das ist doch nicht mehr normal hier!!

Richter Gabriel: *knallt mit dem Hammer auf den Pult* Mister Whipper, Ich habe Sie gewarnt! 100 Gulden Ordnungsstrafe, ersatzweise 2 Tage Haft! Reissen Sie sich gefälligst zusammen! Und Sie Herr Staatsanwalt, kommen jetzt bitte mal auf den Punkt!

Robert F. Kennedy: Na gut, dann helfe ich Ihnen etwas auf die Sprünge, Mister Whipper: Sie sind doch, so nehme ich mal an, regelmässig in die Kirche gegangen und haben sich dort die Predigten von Reverend Hucklander angehört.

Todd Whipper: Selbstverständlich! Wird mir das jetzt auch noch vorgehalten?!!

Elijah Carter: Euer Ehren, würden Sie den Kollegen Kennedy anweisen, dem niederen Volke endlich gnädigst zu offenbaren worauf er hinaus will!

Robert F. Kennedy: Wir wären längst da, wenn ich nicht alle drei Sekunden unterbrochen würde! Glauben Sie, Sie können mal für zwei Minuten ihre Klappe halten, Carter? Kriegen Sie das hin?!!

Elijah Carter: Euer Ehren, das muss ich mir nicht anhören, das -

Richter Gabriel: RUHE! ALLE BEIDE! Fahren Sie fort Kennedy, aber ohne Umwege zielsicher auf die Pointe zu, sonst übernachten Sie heute auf Staatskosten!

Robert F. Kennedy: Mister Whipper: Wären Sie so freundlich uns zu erzählen, was Reverend Hucklander anlässlich seiner Predigten über die Sklaverei sagte!?

Elijah Carter: Einspruch! Hörensagen!

Robert F. Kennedy: BITTE?!!

Richter Gabriel: Einspruch abgelehnt. Mister Whipper, beantworten Sie die Frage.

Bobby-elijah

Anklage und Verteidigung

Todd Whipper: Ich weiss irgendwie nicht was Sie hören wollen.

Robert F. Kennedy: So schwer kann das doch nicht sein! Was sagte Reverend Hucklander über die Sklaverei? In seiner Eigenschaft als Geistlicher, wohlgemerkt!

Todd Whipper: Er sagte, dass die Sklaven ein Geschenk Gottes an die rechtschaffenen Menschen sind.

Robert F. Kennedy: Gut, und weiter? Er hat doch noch mehr gesagt! Zum Thema Bestrafung von Sklaven, beispielsweise!

Todd Whipper: Naja, er sate, dass in der Bibel steht dass der Vater, der seinen Sohn liebt, diesen züchtigt. Die Sklaven sind irgendwie wie Kinder und in dem wir sie züchtigen, weisen wir ihnen den rechten weg, was wiederum ein Gebot der christlichen Nächstenliebe ist.

Robert F. Kennedy: Und weiter? hat Reverend Empfehlungen abgegeben, WIE ein Sklave zu züchtigen sei?

Todd Whipper: Er sagte, dass man bei kleineren Vergehen Hiebe mit dem Rohrstock einsetzen soll, bei mittleren, Massnahmen wie in der Sonne anketten, ohne Wasser, einsperren in Erdlöcher.

Robert F. Kennedy: Und bei schweren Vergehen?

Todd Whipper: Ein Auge ausstechen, Dornen in die Fussohlen treiben, Kastration.

Elijah Carter: Einspruch! Euer Ehren, warum in Gottes Namen müssen wir uns diese kranken Sachen anhören? Es bestreitet ja niemand, dass die Sklaverei eine brutale Angelegenheit war und ist. Nur was hat das mit den Angeklagten zu tun?

Robert F. Kennedy: Was das mit den Angeklagten zu tun hat? Das haben Sie doch eben gehört! Diese "kranken Sachen" sind auf dem geistigen Misthaufen Ihres Mandanten gewachsen, DIESEM BESCHISSENEN REVEREND HUCKLANDER! ...Ja Euer Ehren, ich übernachte heute in der Zelle!

Elijah Carter: Wenn Sie jeden einsperren wollen, der für die Sklaverei ist, können Sie gleich halb Christchurch einbuchten!

Robert F. Kennedy: Es geht hier doch nicht um irgendwelche Meinungen! Hucklander hat keine "Meinung" geäussert, sondern sich in seiner Eigenschaft als spirituelle und damit moralische Autorität zum geistigen Brandstifter gemacht, der gezielt Menschenverachtung predigte und hemmungslos seine sadistischen Fantasien von der Kanzel aus unters Volk brachte. Ihr Mandant hat doch erst die Voraussetzung dafür geschaffen, dass reihenweise Typen wie Todd Whipper entstehen konnten, die nicht mal ansatzweise ein Unrechtsbewusstsein haben. Und kommen Sie mir jetzt ja nicht mit der Kulturkacke! Der kulturelle Hintergrund ist hier völlig irrelevant!!

Elijah Carter: Was Sie selbstherrlich "Kulturkacke" nennen, IST aber nicht irrelevant, sondern der springende Punkt! Sie können doch nicht einfach anmassend einen gewachsenen, kulturellen Kontext ignorieren, nur weil Ihnen dieser nicht passt! Dieser Kontext hat die Whippers hervorgebracht und die Hucklanders und den ganzen Rest! Sie können nicht einfach eine Figur - oder meinetwegen drei Figuren- aus diesem Gesamtgefüge rauspicken und für den herrschenden gesamtgesellschaftlichen Konsens verantwortlich machen.

Robert F. Kennedy: Doch, wenn diese Figuren besagten Konsens erst generiert haben.

Richter Gabriel: Meine Herren, das reicht jetzt. Sparen Sie sich ihre Kampfrethorik für die Schlussplädoyers. Noch Fragen an Mister Whipper?

Robert F. Kennedy: Nein. Keine Fragen mehr.

Elijah Carter: Auch nicht.

Richter Gabriel: Der Zeuge ist hiermit entlassen. Die Verhandlung wird übermorgen fortgesetzt. Mister Kennedy...

Robert F. Kennedy: ja, ich weiss schon. Ich habe zum Glück meine Zahnbürste dabei.



Dreierbande2
DER DREIERBANDE PROZESS

Eröffnungsplädoyers * Zweiter Verhandlungstag * Dritter Verhandlungstag * Vierter Verhandlungstag * Fünfter Verhandlungstag *
Sechster Verhandlungstag * Siebter Verhandlungstag * Achter Verhandlungstag * Schlussplädoyers
* Das Urteil

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